Wenn es eine Stadt in Australien gibt, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht, dann ist es Perth. Sie ist nicht so laut wie Sydney und nicht so kulturüberladen wie Melbourne, aber sie hat eine stille, klare Schönheit, die mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. Der Himmel ist stets blau, das Sonnenlicht großzügig und warm. Doch gerade weil Perth in den letzten Jahren immer beliebter wurde, strömen zunehmend Touristen in die Stadt – besonders während der Sommerferien, zu Ostern oder rund um Weihnachten – und auch einst stille Orte werden plötzlich überlaufen.

Deshalb habe ich angefangen, eine andere Seite von Perth zu suchen: außerhalb der Hochsaison, abseits der Menschenmassen, mit einem ruhigeren Tempo. Ich teile meinen Reiseführer zu Perths „ruhigen Orten“ – friedliche, wunderschöne Orte, um dem Alltag zu entfliehen. Wenn Sie lieber zu Fuß das Leben erkunden, als nur Selfies an beliebten Sehenswürdigkeiten zu machen, werden Sie diese Empfehlungen lieben.

Beste Reisezeit außerhalb der Saison: Die sanfte Seite von Perth entdecken

Ich reise am liebsten zwischen Mitte März und Mai oder von September bis Anfang November nach Perth. Diese beiden Zeiträume haben mehrere Vorteile:

  • Das Wetter ist angenehm, die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 20 °C – nicht zu heiß und nicht zu kalt
  • Keine Schulferien – das bedeutet keine Touristenmassen von Familien
  • Sehenswürdigkeiten sind regulär geöffnet, der Verkehr ist entspannt und die Preise fair
  • Das Licht ist weich, besonders am späten Nachmittag ideal zum Fotografieren

Zwar ist der Sommer die offizielle Hochsaison, aber er ist sehr heiß, und viele Orte sind überfüllt. Im Winter ist es zwar leerer, aber Regen kann Outdoor-Aktivitäten erschweren. Frühling und Herbst sind meiner Meinung nach das perfekte Zeitfenster.

Ruhige Ecken am Stadtrand: Überraschungen jenseits des CBD

Viele Besucher verbringen ihre Zeit nur in der Innenstadt, rund um den Kings Park oder die Swan Bell Tower. Doch schon eine kurze Fahrt aus dem Zentrum führt zu ganz anderen Eindrücken.

1. Applecross Uferpromenade – der ruhigste Teil des Swan River
Etwa 15 Autominuten südlich vom CBD liegt dieses ruhige Gebiet entlang des Swan River. Hier spazieren Einheimische mit Hunden, joggen oder picknicken. Besonders bei Sonnenuntergang verwandelt sich der Fluss in eine goldene Fläche, manchmal gleiten Schwäne vorbei – ein Bild wie gemalt.
Meine Lieblingsroute: Start am Heathcote Reserve und entlang des Uferpfads bis nach Point Heathcote. Dort wartet das versteckte Café Bluewater Bistro mit aromatischem Kaffee und einem Balkonblick auf die Skyline von Perth.

2. Maylands – das kreative und nostalgische Viertel
Maylands ist eine meiner liebsten Ecken für entspannte Besuche. Es ist nicht kommerzialisiert, sondern lebt von kreativer Energie. Zwischen Railway Parade und Whatley Crescent findest du kleine Buchläden, Secondhand-Schallplatten, Keramikstudios und Galerien.
Ich verbringe gerne Zeit im Stackwood – ein Hybrid aus Pflanzenladen, Kreativwerkstatt und vegetarischem Café. Hier kann man lesen, schreiben, träumen oder einfach mit Fremden ein Gespräch über das Wetter beginnen.

Unentdeckte Ausflugsziele in der Umgebung: Der Weg ist das Ziel

Perth ist mehr als nur Stadt. Schon nach ein bis zwei Stunden Fahrt kann man in unberührte Natur eintauchen. Diese Orte liegen abseits der Touristenrouten, sind aber absolut lohnenswert. Sie bieten nicht nur Ruhe und Weite, sondern auch authentische Erlebnisse, die man in keinem Reiseführer findet.

1. Yanchep Lagoon – ein geheimer Küstenpool
Etwa eine Stunde nördlich von Perth liegt dieser versteckte Küstenort, mein Geheimtipp unter den Stränden. Im Gegensatz zum überfüllten Cottesloe Beach ist Yanchep Lagoon ein ruhiger Ort, an dem hauptsächlich Einheimische mit ihren Kindern schwimmen und schnorcheln.
Ein natürliches Riff formt hier eine kleine Lagune – glasklares Wasser, kaum Wellen, absolut sicher. Wer gern die Unterwasserwelt erkundet, findet hier eine überraschend reiche Vielfalt an kleinen Fischen.
Gleich daneben liegt das Orion Café mit traumhaftem Meerblick. Meine Empfehlung: Calamari mit Pommes und dabei der Sonne beim Untergehen zusehen. Besonders in der Nebensaison hat man das Gefühl, diesen Ort ganz für sich allein zu haben.

2. Gidgegannup – das Tal der Langsamkeit
Wer Natur und Landidylle liebt, sollte nach Gidgegannup im Osten fahren. Keine typische Sehenswürdigkeit, aber mit atemberaubenden Tälern, alten Farmen und wilden Blumenwiesen gesegnet. Hier gibt es keine Souvenirshops oder Reisegruppen – nur weite Landschaft, Vogelstimmen und klare Luft.
Im Oktober blühen hier Mohn, Bottlebrush und westaustralische Veilchen in voller Pracht. Die Farbenvielfalt und der süße Duft machen jeden Spaziergang zu einem Erlebnis für alle Sinne.
Einige kleine Bauernhöfe laden Besucher ein: Marmelade herstellen, Honig kaufen, Duftkerzen selber gießen. Ich fühle mich hier jedes Mal wie in einem Märchenbuch – mein Herz wird ruhig und mein Blick klar. Diese Region schenkt mir jedes Mal ein Gefühl von Ankommen und Erdung.

Unbekannte Naturpfade: heilende Ruhe fernab der Touristen

1. Lesmurdie Falls – ein versteckter Wasserfall im Wald
Viele Reisende fahren zu den bekannten Wasserfällen wie Serpentine Falls oder John Forrest National Park. Doch ich bevorzuge Lesmurdie Falls, versteckt in einem kleinen Tal der Perth Hills. Vom Aussichtspunkt hat man einen atemberaubenden Blick über ganz Perth, besonders bei Sonnenuntergang, wenn die Stadt im warmen Licht glüht. Unten am Wasser wird’s besonders still, das Rauschen des Wassers wirkt fast meditativ. Die beste Zeit ist das späte Frühjahr oder der frühe Sommer, wenn der Wasserfall noch kräftig fließt. Die Wanderung dauert etwa 1,5 Stunden – nicht zu schwer, aber festes Schuhwerk ist ratsam, denn der Weg kann stellenweise rutschig sein.

2. Bold Park – das unterschätzte Naturreservat
Jeder kennt den Kings Park, aber nur wenige kennen Bold Park. Nur 10 Minuten vom Zentrum entfernt, wirkt es wie eine andere Welt. Keine Cafés, keine Souvenirshops – nur wilde Natur, duftende Eukalyptusbäume und ursprüngliche Buschlandschaften. Mein Lieblingspfad: der Zamia Trail. Knapp 3 km lang, mit tollen Blicken auf die Stadt und das Meer. Früh morgens hört man nur Vogelstimmen und das Rascheln der Blätter – perfekt, um neue Ideen zu finden oder einfach zu atmen. Man begegnet kaum anderen Menschen, was diesen Ort zu einer kleinen Oase der Ruhe mitten in der Stadt macht.

Kulinarische Geheimtipps: ungewöhnliche Aromen von Perth

1. Flora & Fauna (Northbridge)
Ein kleines, veganes Café in einer Gasse versteckt. Zwar winzig, aber jedes Gericht ist ein Kunstwerk. Besonders die tropischen Frühstücksschalen und vietnamesischen Reispapierrollen sind optisch und geschmacklich ein Highlight. Die Zutaten sind stets frisch, die Präsentation liebevoll – ideal für einen entspannten Start in den Tag. Wer außergewöhnliche Geschmackskombinationen sucht und gern fotografiert, ist hier genau richtig.
Auch das Ambiente mit seinen bunten Pflanzen, recycelten Möbeln und kreativen Dekoelementen lädt zum Verweilen ein – ein Ort voller Ruhe und Charme mitten in der Stadt.

2. Ethos Deli + Dining Room (East Fremantle)
Ein Geheimtipp mit osteuropäischer Küche – ich war begeistert. Hausgemachte Gewürzgurken, geräuchertes Fleisch, fermentierte Getränke – jedes Gericht überrascht. Das Interieur: eine Mischung aus Industrial Design und ländlicher Gemütlichkeit. Besonders schön: das wechselnde saisonale Menü, das stets neue Aromen aus alten Rezepten zaubert. Ein Ort, an dem man verweilen und immer wieder Neues entdecken möchte.
Die offene Küche erlaubt einen Blick hinter die Kulissen, und das freundliche Team erzählt gern die Geschichte hinter jedem Gericht – ein kulinarisches Erlebnis mit Seele und Persönlichkeit.

Ruhige Abende in Perth: Die Nacht von ihrer sanften Seite

1. Sterne beobachten im Bickley Valley
Wenn der Himmel klar ist, fahre ich gern ins Bickley Valley. Eine Decke, eine Thermoskanne Tee – und schon liege ich unter einem glitzernden Sternenhimmel. Ohne Lichtverschmutzung sieht man manchmal die Milchstraße oder Sternschnuppen. Die Stille der Natur ist erholsam, und es fühlt sich an, als sei man meilenweit entfernt vom Alltag. Für romantische Abende oder stille Reflexionen – ein echter Geheimtipp.

2. Nachtspaziergang in Fremantle durch alte Gemäuer
Fremantle ist ein historischer Stadtteil, der nachts besonders atmosphärisch wirkt. Besonders spannend: die Nachtführungen durch das Fremantle Prison – mit Taschenlampe und Geschichten aus vergangenen Zeiten. Ein Mix aus Grusel, Geschichte und Faszination. Die Tour führt durch dunkle Gänge, alte Zellen und geheimnisvolle Geschichten – perfekt für alle, die auf der Suche nach Gänsehaut und Geschichte sind.

Ausgewählte Unterkünfte für entspannte Nächte

Ein großer Vorteil des Reisens außerhalb der Saison: Man kann außergewöhnlich übernachten – zu fairen Preisen. Hier meine drei persönlichen Highlights:

1. The Local Hotel (South Fremantle)
Eine Kombination aus Bar, Gästehaus und Kunstraum. Jedes Zimmer hat ein eigenes Thema – von Piratenkajüte bis Vintage-Kino. Ideal für Designliebhaber.

2. Rosebridge House B&B (Gooseberry Hill)
In den Perth Hills gelegen, umgeben von Garten und Wald. Geführt von einem älteren Ehepaar – das Frühstück ist liebevoll zubereitet, abends knistert das Kaminfeuer. Perfekt zum Entspannen.

3. COMO The Treasury (Innenstadt)
Wenn man sich etwas gönnen möchte, ist dieses Boutique-Hotel ein Traum. In einem renovierten historischen Gebäude trifft klassische Eleganz auf modernen Luxus – ruhig, stilvoll, unvergesslich.

Die wahre Reise führt zu dir selbst

Während meiner stillen Reise durch Perth habe ich neu gelernt, was „Langsamkeit“ und „Leichtigkeit“ bedeuten. Keine überfüllten Attraktionen, keine Hektik. Nur das Rauschen der Bäume am Flussufer, das Lichtspiel auf einem Waldweg, der Duft von frischem Kaffee in einem fast leeren Café.

Die Stadt zeigt ihre wahre Schönheit nicht in der Menge, sondern in den übersehenen Winkeln – in den Momenten, die nur dir gehören. Wenn du dem Alltag entfliehen willst, wenn du wieder atmen und fühlen willst, dann komm nach Perth. Reise in die Stille, und finde dabei dich selbst.

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